Weinwissen: Oechselgrad
Martin Kurrle, Vorstand und Kellermeister des Collegiums Wirttemberg, blickt in seinen Weinbergen am Württemberg in Stuttgart durch ein Refraktometer, um damit den Grad Oechsle der Trauben zu messen. Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt
Das Mostgewicht verrät bereits im Weinberg einiges über die Qualität des künftigen Weins. Gemessen wird dieses in Grad Oechsle (abgekürzt °Oe), benannt nach ihrem Erfinder, dem Württemberger Apotheker und Mechaniker Ferdinand Oechsle.
Das Mostgewicht kennzeichnet das Gewichtsverhältnis von einem Liter Most zu einem Liter Wasser bei 20°C, also die Dichte, bzw. das spezifische Gewicht eines Mostes. Beträgt das Gewichtsverhältnis beispielsweise 1,076, so handelt es sich um einen Most mit 76 Grad Oechsle. Das Mostgewicht resultiert in erster Linie aus dem Zuckergehalt, aus dem sich der spätere Alkoholgehalt im Wein ableiten lässt. So enthält beispielsweise ein Most mit 90 °Oe ca. 209 Gramm Zucker pro Liter, der nach Vergärung ungefähr 11,5 % Vol. Alkohol im Wein ergibt. Der durch die Fermentation hervorgebrachte Alkoholgehalt in Volumenprozent lässt sich einfach berechnen: Oechslegrad/8 = erwartbarer Alkoholgehalt. Beispiel: 90°Oe/8 = erwartbarer Alkoholgehalt 11,25 % Vol.
Mit zunehmender Reife der Trauben steigt der Zuckergehalt in den Beeren und damit auch das Mostgewicht im Saft. Je höher das Mostgewicht, desto höher die Qualitäts- bzw. Prädikatsstufe des späteren Weins.
Um den Zuckergehalt im Most zu ermitteln, wird heute gängigerweise das sogenannte Hand-Zucker-Refraktometer verwendet, mit dem die Oechslegrade direkt im Weinberg gemessen werden können. Wenige Tropfen des Traubenmostes sind hierfür ausreichend. Je nach Zuckeranteil im Most, variiert die Lichtbrechung der Flüssigkeit. Aufgrund dieser Lichtbrechung ermittelt eine Skala im Inneren des Instrumentes den Zuckergehalt des Mostes sowie den Oechslegrad.